Antonia Uhrmeister

music - art - poetry & meditation

Gedichte

Ich arbeite aktuell an einem Lyrikband, aus dem ich hier vorab schon zwei Gedichte veröffentliche. Beide habe ich auch im Rahmen meiner aktuellen Ausstellung inner landscapes – inner figures (Dezember 2021 in Kassel) in handgeschriebenen Fassungen gezeigt, weil beide Gedichte zu den Ausstellungsstücken besonders gut passen.

Gefäß

Ich bin Gefäß, und Raum, und Stimme,
ich höre, wie ich innen klinge,
ich gebe Raum mit aller Kraft,
was in sich ruht und alles schafft.
Was stürmt und singt, und schreit und brennt,
alles, was sich fremd ist und sich kennt,
das findet Raum und Platz und Breite,
im Innen meiner Seelenweite.

Da fließt das Flüssige hinein,
da kullern Steine einfach rein,
und werden weiß und leicht, wie Federn,
und wachsen groß zu hohen Zedern.
Der Duft, der ruht in meinem Bauch,
umhüllt von heilg‘em Erdenrauch,
geformt, glasiert, gebrannt, berührt,
von Gebeten angerührt.

Ich sitze still und horche leise,
was in mich strömt auf meine Weise,
was lebt und pocht und sich entsinnt,
was in der Stille mir entbrennt.
Gefasst, geformt, in Sicherheit,
von meiner Form ich selbst befreit,
und mein Gewicht ruht auf der Erde,
wo ich schon bin und alles werde.

Weise

Wie weiße Wolken ziehen
In der großen Bläue
Wie ich nach großen Mühen
Vertrau‘ auf alles Neue

So hebt und senkt sich leise
Der Atem auf der Reise
Es schlummert leicht der Weise
Im nächtlich dunklen Kreise

Wie still Atome schweben
Im Weltall rings umher
Wie reich ist alles Weben
In meinem großen Meer

So sing‘ und sitz‘ ich stille
Beschützt in meiner Hülle
und ewig ruht mein Wille
Im tiefsten meiner Sinne.

© 2024 Antonia Uhrmeister

Thema von Anders Norén